Die Geschichte der Gemeinde Zingst ist geprägt von der aufblühenden Segelschiffahrt im 18. Jh., zeitweise wohnten in Zingst über 100 Kapitäne und mehr als 50 Steuerleute. In drei Werften wurden Segelschiffe gebaut, die auf allen Weltmeeren segelten. Die schier überquellende Fülle an Zeitzeugnissen und der Wunsch nach einer zeitgemäßen Präsentation und gezielter Herausstellung als Seefahrtsmuseum erforderten eine Erweiterung der Ausstellungsfläche.
Der Museumshof ist ein Gebäudeensemble mit lebendiger Mischnutzung und vielfältigen Angeboten, deren Mittelpunkt das Kapitänshaus mit dem dazugehörigen Wirtschaftsbau bildet. Beide Gebäude wurden durch einen gläsernen Verbindungsbau um 170 m² Ausstellungsfläche erweitert und erlauben nun einen barrierefreien, spannungsreichen Rundgang durch die Ausstellung.
Von der ersten Idee bestimmte die Innenarchitektur die besondere Form des Verbinders. Dieser steht körperlos zwischen den beiden massiven Bauteilen und wird bestimmt durch die Sichtbeziehungen und den umgebenden Außenraum. Von nahezu jeder Position des Betrachters wurde das historische Bauteil als Teil der Ausstellung fokussiert. Damit thematisiert sich die Vitrine als Teil der innenräumlichen Gestaltung und eigener Erlebnisraum, die Sprache der zurückhaltenden weißen Vitrinenkörper aus dem Innenraum aufnehmend.
Es entsteht ein interessantes, frisches Spiel von Ein- und Durchblicken. Inmitten dieser offenen Räume wurde eine 11m lange durchgehende, stützenfreie Glasvitrine eingestellt, die die besonderen Schätze des Museums, eine chronologische Abfolge von Schiffsmodellen der letzten Jahrhunderte in einem Zuge zeigen kann und damit deren vergleichende Betrachtung ermöglicht.
Dem historischen Charakter des Kapitänshauses entsprechend wurde eine reduzierte Farbpalette verwendet, deren Höhepunkt die tiefblaue Kapitänsgalerie bildet.
Die Reduzierung der verwendeten Oberflächen, Kupferoxidplatten, Ziegelsteine und –platten, Eichenholz auf wenige, dafür haptisch intensive Materialien, die sich vom Innenraum bis auf die Fassade ziehen, prägen das harmonische Bild und stützen dessen Einordnung in den umgebenden Kontext.
Zum Stolz der Zingster wurde das Museum in seiner neuen Konzeption und dessen Ergänzung mit einer Gemäldegalerie, deutlich in den Kontext eines kulturhistorisch bedeutsamen Museums versetzt und tritt damit aus seinem bisherigen Dasein als Heimatmuseum deutlich heraus. Fotos: P.Prast, https://www.zingst.de/fotografen/peter-prast
Bauherr: Gemeinde Zingst
Baujahr: 2014
Leistungsbereich:
Architektur
Innenarchitektur
Lichtplanung